Herstellung von Koks

Die Kokerei in Bottrop hat eine Produktionskapazität von rund zwei Millionen Tonnen Koks im Jahr.

Das ewige Feuer und warum eine Kokerei nie stillstehen darf


Das Feuer darf nie ausgehen – sonst entstehen erhebliche Schäden und ein enormes Gefahrenpotenzial.


Seit 1985 gab es keinen einzigen Tag, an dem die Kokerei in Bottrop nicht befeuert wurde. Dafür gibt es gute Gründe, die klar werden, wenn man sich ansieht, wie die Kokerei funktioniert: In einer Kokerei wird aus Kohle durch „trockene Destillation“ Koks: Unter Luftabschluss wird die Kohle gut 35 Stunden lang auf eine Temperatur von etwa 1100°C erhitzt. Die Kohle verflüssigt sich zunächst und wird dann zu Koks gebacken. Dabei entstehen Gase, die abgesaugt und genutzt werden – unter anderem zur Beheizung der Ofenwände. Ein perfekter Kreislauf, eng aufeinander abgestimmt.

Die Koksofenbatterien in der Kokerei Bottrop bestehen aus 146 einzelnen solcher Koksöfen. Diese sind je circa sieben Meter hoch, sechzehn Meter lang und 59 Zentimeter breit. Sie werden von einem Stahlgerüst in Position gehalten. Zwischen den Kammern befinden sich sogenannte Heiz-Züge, die die Ofenkammern erhitzen. Hitzebeständige Silika-Steine an den Wänden halten die Wärme. Und hier kommt der entscheidende Punkt: Silika ist zwar hitzeresistent und formbeständig und deshalb das ideale Material für diesen Einsatz, bricht aber bei zu hohen Temperaturschwankungen. Wird also wenige Stunden nicht nachgefeuert, werden die Steine kalt. Bei erneuter Erhitzung brechen sie. Die Folge: Eine nicht wieder reparierbare Zerstörung der gesamten Anlage und der sofortige Verlust von allen 450 Arbeitsplätzen. Aus diesem Grund müssen alle Prozesse in der Kokerei – sei es zur Optimierung oder Instandhaltung – genau geplant und aufeinander abgestimmt werden. Das Feuer – und auch die Kohle – dürfen nie ausgehen.

Nach dem Ablöschen und Absieben wird der Koks bei ArcelorMittal Bremen als Reduktionsmittel für den Hochofenprozess eingesetzt und auch an weitere Standorte in den Konzern geliefert. Neben dem Koks fallen bei der Produktion Gas- und Kohlenwertstoffe an. Ein Teil des Kokereigases wird für die Beheizung der Koksöfen benötigt. Die Restmenge wird verkauft.

Wussten sie schon, wo eigentlich die Kohle herkommt?


Für den Transport der Kohle aus den USA und Kanada werden sogenannte „Pan-Max-Schiffe“ mit einer Kapazität von rund 70.000 Tonnen genutzt. Anhand ihrer Abmessung passen diese gerade noch durch die kleineren Schleusen des Panamakanals.

Die Kohle, die heute in der Kokerei zum Einsatz kommt, hat einen langen Weg hinter sich. Das war nicht immer so. Der Steinkohleabbau ist ein Stück Ruhrpott-Geschichte. Zu den Hochzeiten wurden hier mehr als 110 Millionen Tonnen Steinkohle pro Jahr gefördert – ideal für die Kohleversorgung der Kokerei.


Die Wege damals waren sehr kurz: Eine der letzten Steinkohlenzechen Deutschlands – der direkte Nachbar Prosper Haniel – konnte die Kohle einfach über den Zaun kippen. Ende 2018 hat das Nachbarwerk das letzte Stück Kohle gefördert. Seitdem wird ausschließlich Import-Kohle eingesetzt. Die Umstellung auf Importe ging aber nicht von heute auf morgen, sondern war ein langsamer Prozess. Nach dem Beschluss des Bundestages zum Kohleausstieg 2007 kam nach und nach immer weniger Kohle aus Deutschland zum Einsatz. Als ArcelorMittal die Kokerei 2011 übernahm, wurden bereits 60 Prozent importiert.


Heutzutage bezieht die Kokerei Bottrop ihre Kohle aus vier Ländern: Australien, USA, Kanada und Mosambik. Australien und die USA liefern mit je 35 Prozent den Hauptanteil, Kanada und Mosambik steuern die restlichen 30 Prozent bei. Die Kohle wird in riesigen Schiffen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 170.000 Tonnen über verschiedene Routen in die großen niederländischen Häfen in Rotterdam oder Vlissigen verschifft und dann über den Rhein oder die Bahnstrecke nach Bottrop transportiert.


Es ist wichtig, dass die Kohle aus verschiedenen Ländern kommt. Nur so können die Risiken gering gehalten werden, denn der Transport über weite Strecken ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Man muss wirklich alles im Blick haben. Wütet ein Sturm vor Australien, verzögert sich die Abfahrt. Ein starker Wellengang kann zu einem erhöhten Treibstoffverbrauch führen, es muss also zwischendurch getankt werden. Statt der üblichen acht Wochen ist das Schiff mit der Kohle dann plötzlich zehn Wochen oder noch länger unterwegs. Und wir wissen aus der letzten Ausgabe: Die Kohle darf nie ausgehen. Durch den kleinsten Fehler in der Berechnung oder durch eine unvorhersehbare Verzögerung kommen die Zuständigen in der Kokerei ganz schön ins Schwitzen.
Neben Umwelteinflüssen spielen auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage in den Ländern und die dortigen Umweltauflagen eine große Rolle. Kommt es zu Versorgungsengpässen, sind die Exporte in Gefahr. Gibt es neue, strengere Auflagen, müssen die Genehmigungen erst neu erteilt werden.

 Was passiert mit dem Koks?