Ein fließender Übergang

Traditionelle Industrieunternehmen stehen – wie viele andere Firmen – vor großen Herausforderungen: Dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt, Umstrukturierungen und der Aus- und Weiterbildung von qualifiziertem Fachpersonal. Das ist nicht immer leicht, doch die Kokerei Bottrop zeigt am Beispiel von Thomas Klemm und Sebastian Schumann, wie das Thema nachhaltiges Personalmanagement laufen kann.


Es war von Anfang an geplant, dass sich Thomas Klemm nach und nach zurückzieht, seinem Nachfolger aber bis zu seinem Ruhestand im Oktober beratend zur Seite steht. „Was Sebastian fehlt, ist Erfahrung. Dabei kann ich ihn unterstützen und fördern“, erklärt er.

Thomas Klemm ist ein alter Hase in der Stahlbranche. 1988 startete er seine Laufbahn bei ArcelorMittal am Standort in Bremen. Sein Berufsleben ist geprägt von Wandel, neuen Aufgaben und  großen Herausforderungen. Er hat viele Schritte im Stahlunternehmen durchlaufen und war zuletzt als Leiter für den Produktionsbereich Nebenprodukte (im Kokerei-Jargon = „Weiße Seite“) tätig.

Kurz vor seinem Ruhestand hat er sich der (mitunter) größten Veränderung seines Berufs- und Privatlebens gestellt: Er ist von Bremen nach Bottrop gewechselt, um seinen Stellvertreter und Nachfolger Sebastian Schumann fit für die Position als Line Manager zu machen. „Ich habe mich dieser Herausforderung ganz bewusst gestellt und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Ich bin sehr glücklich, wie sich Sebastian in den letzten drei Jahren entwickelt hat“, sagt der ehemalige Line Manager.

„Meine oberste Priorität war immer, dass es den Leuten gut geht – das spiegelt sich dann auch in ihrer Motivation wieder. Ich weiß ganz genau, welche Themen meine Leute beschäftigen, kenne ihr familiäres Umfeld. Dialog ist sehr wichtig, das wird heute manchmal vergessen.“


Für eine Führungskraft ist es aus der Sicht von Thomas Klemm am wichtigsten, hinter dem Team zu stehen und sich gleichzeitig vor sie zu stellen: als Sprachrohr, als verantwortliche Person, als Leitung.

 

Sebastian Schumann macht Karriere im Highspeed-Tempo. Schon während seiner Ausbildung zum Chemikanten wurde sein großes Potenzial erkannt und ArcelorMittal unterstützte ihn mit einem Stipendium. Mit nur 21 Jahren war klar: Er wird eine Führungsposition übernehmen und dafür entsprechend aus- und weitergebildet. „Diese Gelegenheit hat sich durch ein großes Maß an Eigeninitiative und die Unterstützung durch den Konzern ergeben. Das hat mich sehr motiviert“, erklärt der heute 30-Jährige.

Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums zum Ingenieur für Verfahrenstechnik wurde er zunächst Schichtleiter und ab 2019 nach und nach in die Position des sogenannten Line Managers eingearbeitet. Die größte Herausforderung für den frischgebackenen Familienvater: Schumann stand plötzlich in einer anderen Rolle vor den Kolleg*innen. „Das war aber kein Problem. Wir sind noch enger zusammengewachsen und der Spagat zwischen kollegialem Miteinander und Verantwortung ist mir gelungen.“ Er sieht Klemm als Mentor und zieht ihn gerne zu Rate. „Dieser Füh-rungswechsel ist eine riesengroße Chance für mich. Ich bin sehr schnell in eine Position mit viel Verantwortung gekommen und kann von den Erfahrungen meines Vorgängers profitieren.“ Der Rückhalt seines Teams, der Kokereileitung und des gesamten Konzerns festigt ihn auf seinem Weg.


Auch privat erhält Sebastian Schumann tatkräftige Unterstützung: Seine Ehefrau stärkt ihm trotz der Herausforderungen mit dem neugeborenen Sohn den Rücken – nur so kann er sich auf seine Laufbahn konzentrieren.